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Stad Lëtzebuerg

Klimaneutral Stad Lëtzebuerg: Die Stadt von morgen jetzt gestalten

Das kommende Jahrzehnt ist ausschlaggebend. Die COP26, die zur Zeit in Glasgow stattfindet, ist der entscheidende Moment, um den globalen Klimaschutz im nächsten Jahrzehnt voranzutreiben. Wir müssen jetzt die Weichen stellen, um Klimaneutralität und damit die 1,5°C-Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. In Städten entsteht ein Großteil der klimaschädlichen Emissionen. Hier muss daher entsprechend gehandelt werden. Oslo zum Beispiel hat sich das Ziel gesetzt bis 2030 klimaneutral zu sein; Helsinki, Heidelberg… bis 2035. Diesen Beispielen muss die Stadt Luxemburg mit politischem Mut für konsequenten Klimaschutz folgen.

In Luxemburg sollen die CO2-Emissionen bis 2030 um mindestens 55% reduziert werden. Die Stadt Luxemburg hält jedoch an ihrem Ziel von nur 40% Emissionsreduktionen bis 2030 fest. Die mittelmäßige Klimapakt-Zertifizierung der Stadt Luxemburg (68%) zeigt, dass der DP-CSV Schöffenrat Klimaschutz nicht als Priorität ansieht. Zum Vergleich: Esch/Alzette (75,5%), Schifflingen oder Beckerich (84,6%) haben zum Beispiel ein höheres Niveau (Gold) erreicht. Als einwohnerstärkste Stadt Luxemburgs und als wirtschaftliches Zentrum der Großregion muss die Stadt Luxemburg sich endlich zum Pariser Klimaabkommen bekennen, sich die Klima-Neutralität zum Ziel setzen und mit Hilfe der neuen Pakte (Klimapakt 2.0, Naturpakt, Wohnungsbaupakt 2.0) konkrete Pläne vorlegen, wie diese erreicht werden soll.

Die Stadt Luxemburg muss eine Vorreiterrolle im Kampf gegen den Klimawandel einnehmen anstatt weiterhin den Status quo zu verwalten. Dass das geht haben wir als déi gréng Stad Lëtzebuerg bei unserer Pressekonferenz am 5. November 2021 gezeigt. In 5 unterschiedlichen Bereichen haben wir konkrete Vorschläge vorgelegt, wie die Stadt Luxemburg in den nächsten 10-20 Jahren klimaneutral werden kann.

  1. Klimagerechtes Bauen: Mehr Grün im urbanen Raum
  2. Energieeffizienz und erneuerbare Energien: Eine Solaranlage für jedes Dach
  3. Kreislaufwirtschaft: Eine kollaborative und abfallfreie Stadt
  4. Mobilität: Mehr Lebensqualität durch ein zusammenhängendes Fahrradnetz
  5. Miteinander statt von oben herab: Ernsthaftes Einbinden der Bürger:innen

 

1. Klimagerechtes Bauen: Mehr Grün im urbanen Raum

Die Stadt der Zukunft ist eine Stadt, die lebt, die durch Bäume und Pflanzen natürlich gekühlt wird, in der die Natur vor Überschwemmungen schützt, und wo nicht nur Energie verbraucht, sondern auch produziert wird. In dieser Stadt stehen die Menschen im Mittelpunkt. Um dies zu erreichen, muss Urbanismus endlich zukunftsorientiert gedacht und realisiert werden. Daher fordern wir: 

  • Der Allgemeine Bebauungsplan (PAG) und die Bauverordnung müssen grundlegend überarbeitet werden, um den Herausforderungen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung gerecht werden. Statt Steingärten und Versieglung brauchen wir Begrünung und Wasserdurchlässigkeit.
  • Eine Klimaanpassungsstrategie für die Stadt Luxemburg, die dazu beiträgt, die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels für die Bürger.innen abzumildern. Dazu gehört die systematische Begrünung des urbanen Raumes, von Dächern und Fassaden und der Ausbau der Grünflächen um für extreme Hitze, Trockenheit aber auch Starkregen besser gewappnet zu sein, sowie eine Überarbeitung des Abwassermanagements (Regenwassernutzung, Trennsystem…).

 

2. Mobilität: Mehr Lebensqualität durch ein zusammenhängendes Fahrradnetz

Um die Nutzung CO2-intensiver Transportmöglichkeiten zu mindern, muss der urbane Raum anders geplant werden. Deutliche Emissionssenkungen sind erreichbar durch mehr Zu-Fuß-Gehen, Rad fahren und öffentlichen Transport. Zu den positiven Nebeneffekten solcher Maßnahmen gehören weniger Luftverschmutzung, weniger Stau, weniger Unfälle und eine bessere Gesundheit der Bürger.innen. Deshalb fordern wir:

  • Die Fußgänger-, Fahrrad- und Shared space-Zonen in der Innenstadt, in den Zentren der Stadtviertel und besonders vor den Schulen ausweiten.
  • Einen sicheren Stater Vëlosreseau: Hauptfahrradstrecken miteinander verbinden, die Stadtviertel an diese Strecken anbinden und in den einzelnen Stadtvierteln konsequent auf sanfte Mobilität setzen.
  • Das Netz der Trambahn erweitern, und dem Busverkehr vor dem motorisierten Individualverkehr Vorrang zu geben. 
  • Carsharing ausbauen und zusätzliche Stationen des Fahrrad-Leihsystem, inklusive Angebot von Leih-Cargobikes, einrichten.
  • Das Parkplatzsystem einschließlich das Anwohnerparken in den Stadtvierteln überarbeiten mit dem Ziel, das Verkehrsaufkommen zu reduzieren. 
  • Die öffentlichen Elektroladestationen ausbauen.

 

3. Energieeffizienz und erneuerbare Energien: Eine Solaranlage für jedes Dach

Bei den erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz liegt die Stadt Luxemburg weit unter ihrem Potenzial, wie am Beispiel der Solarenergie deutlich wird: auf den Gebäuden der Stadt Luxemburg sind aktuell lediglich rund 221 kWp Photovoltaikkapazität installiert. Das  Gesamtpotential liegt unseren Berechnungen zufolge bei ungefähr 10.000 kWp. Aktuell nutzt die Stadt also nur 2% dieses Gesamtpotenzials. Würde dieses Potenzial ausgeschöpft, könnten 2.250 Haushalte (9.000 Menschen) mit grünem Strom versorgt werden. Darüber hinaus gibt es ein grosses Potential auf den privaten Dächern.

Auch bei der energetischen Sanierung der 800 städtischen Gebäude und bei der Elektrifizierung der Fahrzeuge geht es nur im Schneckentempo voran. Des Weiteren wird Heizen mit klimaschädlichem Erdgas oder Mazout nicht weiter infrage gestellt. Deshalb fordern wir: 

  • Solaranlagen gehören auf jedes neue städtische und private Dach mit hohem Potenzial. Solaranlagen müssen auf allen Dächern der stadteigenen Gebäude nachgerüstet werden. 
  • Ein konkreter Zeitplan soll erstellt werden, bis wann alle Gebäude im Besitz der Stadt Luxemburgenergetisch saniert sind und die Fahrzeug-Flotte emissionsfrei sein müssen.
  • Die Nutzung von klimaschädlichem Erdgas, mit dem mehrheitlich in der Stadt Luxemburg geheizt wird, soll durch eine klare Phaseout-Strategie reduziert werden (Wärme-Pumpen, Wärmenetze…).
  • Zusätzlich zur staatlichen Unterstützung muss die Stadt Luxemburg die Bürger:innen bei der Installierung privater Solaranlagen und emissionsfreier Heizsysteme finanziell fördern.

 

4. Kreislaufwirtschaft: Eine kollaborative und abfallfreie Stadt

Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz gehen Hand in Hand. Daher muss die Kreislaufwirtschaft, das Sharing und Second-hand gefördert werden. Auch produziert die Stadt Luxemburg überproportional viel Restmüll und verschwendet somit erhebliche Ressourcen. Deshalb fordern wir: 

  • Neben Ressourcenzentren in den Wohnvierteln sollen auch Reparaturwerkstätten geschaffen werden, in denen gearbeitet und Werkzeug ausgeliehen werden kann. Auch Co-working spaces für Start-ups, Pop-up Stores für Second-hand Läden etc. sollen entstehen.
  • Regionale Bio-Lebensmittel in den Kantinen der Stadt und eine Aufwertung der vegetarischen und veganen Angebote.
  • Eine Reform der Abfallgebühr: diese soll nach Entleerung oder nach Gewicht berechnet werden. So werden die Bürger:innen die Müll vermeiden beziehungsweise reduzieren belohnt.
  • Eine Null-Abfall Strategie Stadt Luxemburg beinhaltet die Vermeidung von Abfall auf allen Ebenen der Stadt und das Bereitstellen von wiederverwendbarem Material zur Unterstützung der „Green Events“.

 

5. Miteinander statt von oben herab: Ernsthaftes Einbinden der Bürger:innen

Eine klimaneutrale Stadt kann nur gemeinsam geschaffen werden. Damit tiefgreifende Veränderungen wie die Transition zu einer klimaneutralen Stadt in die Realität umgesetzt werden können, müssen die Maßnahmen zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen sowie allen relevanten Gruppen ausgearbeitet und umgesetzt werden. Wir fordern: 

  • Eine breite Bürgerbeteiligung, damit alle relevanten Akteure an der Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen mitwirken und Verantwortung übernehmen können. Die konkreten Maßnahmen zum Klimaschutz in der Stadt Luxemburg sollen im Dialog mit der Öffentlichkeit, Expert:innen, der Verwaltung und der Politik vorangetrieben werden.
  • Eine Anlaufstelle mit transversalen Kompetenzen zu schaffen, bei denen die Bürger:innen sich über alle klimarelevanten Themen informieren und einbringen können.

 

Klimaneutral Stad Lëtzebuerg: Die Stadt von morgen jetzt gestalten

Städte sind das zentrale Element des globalen Ökosystems. Wenn wir die Klimakrise bewältigen wollen, müssen sich die urbanen Zentren neu erfinden. Städte haben die Möglichkeit und die Verantwortung, ihre Emissionen massiv zu senken und dies mit allen Maßnahmen, die bereits heute technisch machbar sind. Statt auf der Stelle zu treten, muss die Stadt Luxemburg sich Klimaneutralität als Ziel setzen und sich die notwendigen Mittel geben, um es mit den Bürger:innen, den Verwaltungen und den Betrieben in den nächsten 10-20 Jahren zu erreichen.

déi gréng Stad Lëtzebuerg haben bereits am 13. Dezember 2019 eine Motion zur Ausrufung des Klimanotstandes eingereicht, die auf der Vorlage des Klimabündnisses beruht. Obwohl die Stadt Mitglied im Klimabündnis ist, wurde die Motion bis zum heutigen Zeitpunkt nicht diskutiert.

Wenn wir die globale Klimakrise stoppen wollen, müssen wir lokal handeln – und zwar sofort!